Architekt
Charakter-Architekt
Winfried Brenne und Franz Jaschke
Baujahr
1928 – 1930
Lage
Bernau, Deutschland

Einführung

Der 1928-1930 von Hannes Meyer und Hans Wittwer entworfene ADGB-Gewerkschaftsschulkomplex ist das größte Bauprojekt nach dem Bauhaus in Dessau und eines seiner bedeutendsten Gebäude. Hannes Meyer erhielt den Auftrag für das Projekt kurz nach seiner Ernennung zum neuen Direktor des Bauhauses Ende April 1928.

Geschichte

Nach ihrer Fertigstellung war die Schule nur drei Jahre lang in Betrieb, bis die Nazis das Gebäude beschlagnahmten, um es als SS-Ausbildungszentrum zu nutzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erweiterte der neue Eigentümer der Schule, der Ostdeutsche Gewerkschaftsbund (FDGB), das Gelände und nutzte es als Schulungszentrum für seine Mitglieder.

Während der DDR-Regierung war das Gebäude für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und von einem Sicherheitszaun umgeben. Sein Überleben war im Westen bis zum Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 unbekannt, als Architekturhistoriker entdeckten, dass der größte Teil des Gebäudes noch intakt war.

Das Gebäude der Gewerkschaftsschule war vom Abriss und Wiederaufbau bedroht, doch im Jahr 2001 schlossen sich das Land Brandenburg, dem das Gelände gehörte, und die Handwerkskammer Berlin zusammen, um es als Gewerkschaftsschule wiederzueröffnen.
Der ursprüngliche Zustand wurde von den Architekten Winfried Brenne und Franz Jaschke wiederhergestellt, wofür sie 2008 mit dem World Monuments Fund/Knoll Modernism Prize ausgezeichnet wurden.

Situation

Die Schule wurde auf einem Teil eines 48.562 m2 großen Waldgrundstücks an der Fritz-Heckert-Straße in Bernau bei Berlin, Deutschland, errichtet.

Konzept

Die Schule des Deutschen Gewerkschaftsbundes diente der Weiterbildung von Führungskräften der Gewerkschaftsbewegung in den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung, Arbeitsrecht und Arbeitshygiene.

Sein Entwurf gilt bis heute als paradigmatisches Beispiel für funktionale Architektur. Der Baustil der für die Gewerkschaftsfunktionäre errichteten Schule entspricht dem eines Industriebetriebs, in dem auf überflüssige Details völlig verzichtet wird.

Funktionalistische Sichtweise

Der Bauhaus-Experte Winfried Nerdinger nannte das Projekt „ein Meisterwerk des poetischen Funktionalismus“. Abgesehen von ihrer scheinbaren Einzigartigkeit wurde die abgelegene Schule in den Wäldern bei Berlin erst nach ihrer Wiederherstellung einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht.

Räume

Verteilung des Raums

Es musste Platz geschaffen werden, um rund 120 Personen unterzubringen, zu verpflegen und mit Sportanlagen auszustatten.
Wie das Bauhaus von Walter Gropius in Dessau ist der gesamte Komplex aus mehreren zusammenhängenden, aber baulich getrennten Gebäuden, die ein „Z“ bilden, nur aus der Luft zu erkennen.

Die beiden Seiten des Komplexes sind durch fünf zurückgesetzte Volumen miteinander verbunden, in denen die Gemeinschaftsschlafräume untergebracht sind. Ein langer gläserner Korridor flankiert den Schlafsaalbereich und verbindet die Klassenzimmer, die Bibliothek und die Sporthalle mit einem glasüberdachten Speisesaal und einem Auditorium.

In der Nähe dieses Gebäudes errichteten Meyer und Wittwer eine Reihe von vier Wohnhäusern für die Lehrer.

Studentenwohnheime

Wohnungen für Lehrer

Nach Meyers eigenen Worten gewann er den Wettbewerb für das Projekt nicht nur, weil er ein bemerkenswertes Gebäudeensemble entwarf, sondern auch, weil er eine neue Form der sozialpädagogischen Organisation für das Zentrum vorstellte. Einhundertzwanzig Studenten beiderlei Geschlechts wurden in Zimmern untergebracht, die für jeweils zehn Personen ausgelegt waren und sich auf vier Blöcke mit jeweils drei Stockwerken verteilten, wodurch ein räumliches Schema für die sozialen Beziehungen entstand.

Der Zweck dieser starren Gruppierung bestand darin, dem Arbeitnehmer während seines relativ kurzen Aufenthalts die Möglichkeit zu geben, sich so schnell wie möglich mit dem Gemeinschaftsleben der Schule zu identifizieren, indem er eine gewisse Kameradschaft mit seinem Zimmergenossen und dem Leben in den Zellen schafft.

Die Modulationen dieses Systems entsprechen der sozio-funktionalen Differenzierung, wobei die Bauweise in den einzelnen Wohnheimen oder den Lehrerwohnungen unterschiedlich ist. Die Turnhalle und andere öffentliche Räume werden außerhalb des Grundsystems der Gebäude unterschieden und entwickelt.

Wohnungen für Lehrer

Die Wohnräume der Lehrer sind in einem separaten Flügel untergebracht. Es waren einfache zweigeschossige Häuser.

Zirkulation

Der Verkehr im Inneren des Gebäudes wird durch verglaste Korridore geregelt, die natürliches Licht hereinlassen und den Blick auf den Außenbereich freigeben. Diese Korridore scheinen aufgepfropft zu sein, fast wie eine Nachrüstung auf die Reihe der gebauten Einheiten.

Überall werden Bauprozesse und -abläufe sichtbar, anders als z.B. beim Bauhaus-Schulgebäude in Dessau, dessen bauliche Brüche durch ästhetisches Dekret realisiert wurden. Im Allgemeinen ist die Organisation des Gebäudes nichts anderes als eine plastische Übersetzung der sozialpädagogischen Funktionen, eine direkte Transkription eines Funktionsschemas.

Wintergarten

Wintergarten

Der Wintergarten aus Stahl und Glas, der mit seinen zarten, geschwungenen Linien ein Gegengewicht zu den eher starren und kantigen Linien der Schlafsäle bildete, wurde nach dem Krieg durch einen Mauerwerksbau ersetzt. Bei der von der Brenne Gesellschaft von Architekten durchgeführten Restaurierung wurde der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt.

Materialien

Das Projekt spiegelt eine funktionalistische Vision von Architektur wider, die jedoch durch die Verwendung von Farben und Materialien wie Stahl, Sichtbeton, Glasblöcken, Stahlrahmen an den trapezförmigen Fenstern, ausgeklügelten mechanischen Systemen und Außenwänden aus gelben Ziegelsteinen außerordentlich sensibel ist. Die Metallrahmen waren an einigen Stellen rot lackiert.

Die Wände der Schlafzimmer waren in den hellsten Farben gestrichen, grün, gelb, blau und rot.

Änderungen nach dem Zweiten Weltkrieg

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die DDR-Gewerkschaft das Gebäude übernahm, um ihre Mitglieder zu unterrichten, nahm sie erhebliche Änderungen und Ergänzungen vor: Eine hölzerne Brüstung ersetzte das Glas im äußeren Korridor, eine abgehängte Decke verdeckte die Glasbausteine im Speisesaal, und die trapezförmigen Fenster in den Treppenhäusern wurden mit Beton eingemauert. Diese und andere Änderungen am ursprünglichen Entwurf machten ihn unkenntlich.

Moderne Codes

Um den modernen Bauvorschriften gerecht zu werden, musste die Eingangshalle der Schule während der Restaurierung von den Architekten Winfried Brenne und Franz Jaschke umgestaltet werden. Die von den Architekten getroffene Auswahl spiegelt die Materialien und die Farbpalette des ursprünglichen Entwurfs wider.

Drawings

Photos

Fotos posteriores a la reforma 2008