Architekt
Ingenieur
Erichsen og Horgen AS, Bollinger+Grohmann
Tragwerksplaner
Bjarke Ingels Gruppe
Akustik-Ingenieur
Gade & Mortensen
Elektro-Ingenieur
Foyn Rådgivning
Bauunternehmen
ØM Fjeld
Veranstalter
Jan Christian Vestre / VESTRE AS
Baujahr
2020 - 2022
Bebaute Fläche
6.501m2
Lage
Gaustadvegen, Magnor, Norwegen

Einführung

Der Möbelhersteller Vestre hat zusammen mit dem Architekturbüro BIG, Bjarke Ingels Group, die größte Einzelinvestition seit Jahrzehnten in der norwegischen Möbelindustrie ermöglicht. Die fast 7000 m2 große Produktionsstätte dient gleichzeitig als öffentlicher Park zum Wandern und Campen und steht im Einklang mit dem Ziel der Region, ein grünes Produktionszentrum außerhalb von Oslo zu schaffen.

Sowohl dem Bauherrn als auch den Architekten war es ein Anliegen, die ökologische Vielfalt in der Umgebung des Gebäudes zu erhalten. Um den Fußabdruck so klein wie möglich zu halten, wurde nur die Fläche für das Gebäude selbst und die Versorgungsstraßen abgeholzt. Alle Bäume in der Umgebung der Fabrik müssen den Bau überstehen, und dies gibt klare Leitlinien für die Wahl der Produktionsmethoden und den Fortschritt vor.

Standort

Das Plus befindet sich im Dorf Magnor, Gemeinde Eidskog, Norwegen, im Wald östlich von Kongsvinger, 3 km von der schwedischen Grenze entfernt und in einem dichten Kieferngürtel. Bislang ist das Dorf für die Herstellung von Glas und Aluminium bekannt.

Konzept

Das Gebäude ist als direkte Übersetzung der Logistik in die Architektur konzipiert. Eine radiale Matrix mit vier Hauptproduktionshallen: die Farbfabrik, die Holzfabrik, die Montageabteilung und das Lager, die um einen zentralen Hof angeordnet sind, der das Herz des Gebäudes bildet und an seinem Schnittpunkt die „Plus“-Form erzeugt. Die Geometrie ermöglicht einen offenen und effizienten Arbeitsablauf, wobei alle vier Flügel der Fabrik in direktem Kontakt mit dem Wald stehen. Das Herzstück des Gebäudes ist das Erlebniszentrum, das einen 360-Grad-Blick auf den gesamten Produktionsprozess bietet.

Mit der Umweltbewertung BREEAM Outstanding wird The Plus zur umweltfreundlichsten Möbelfabrik der Welt.

Räume

Die Anordnung der Räume bildet eine radiale Matrix aus vier Hauptproduktionshallen: ein Lager, eine Farbfabrik, eine Holzfabrik und eine Montagefabrik, die in der Mitte miteinander verbunden sind und einen offenen, kreisförmigen Raum bilden, der von einer markanten Treppe umgeben ist, die zur Dachterrasse führt. Das Design ermöglicht einen effizienten, flexiblen und transparenten Arbeitsablauf zwischen den Produktionseinheiten und dem intuitiven Besuchererlebnis.

Zentrale Achse

Das Herzstück von The Plus sind die Ausstellungen des Vestre Energy and Clean Water Center, in denen sich die Öffentlichkeit über Energie, Wasser und kreisförmiges Design informieren kann. Ein Büro mit direkter Anbindung an die vier Produktionshallen ermöglicht es dem Vestre-Team, den Logistikverkehr mit maximaler Effizienz abzuwickeln.

Die zentrale Achse führt um einen öffentlichen, kreisförmigen Innenhof, in dem die neuesten Außenmöbelkollektionen ausgestellt sind und je nach Jahreszeit gewechselt werden. Der Innenhof fungiert als Panoptikum für Besucher und Mitarbeiter, die die Produktionsprozesse in den Fabriken beobachten können. Da die Kreuzung zwischen den vier Flügeln der Fabrik den gesamten produktionsbedingten Verkehr reibungslos und effizient abwickeln muss, wurde sie in Form eines inneren Kreisverkehrs konzipiert.

Eine auffällige Treppe in den 200 Standardfarben von Vestre führt Besucher und Mitarbeiter zum Erlebniszentrum, dem Büro und der Dachterrasse. Durch die geschickte Anhebung einer Ecke in jedem Flügel der Fabrik haben die Architekten einen Blick vom Dach aus geschaffen, der zwischen dem Walddach und den Produktionshallen wechselt.

Fabriken

Im Inneren der Fabriken ist jeder Flügel mit einer anderen Dachecke versehen, so dass schräge Dächer entstehen, die den Blick auf die Produktionshallen und den Wald freigeben.

Überall in der farbigen und hölzernen Fabrik erstrecken sich schräge Dächer, die einen Weg bilden, auf dem Besucher und Mitarbeiter auf und ab gehen und die Produktionsprozesse im Inneren beobachten können.

Um der Fabrik einen Hauch von Spaß zu verleihen, ist das Innere jedes Abschnitts in der Farbe der jeweiligen Hauptmaschine gehalten, Farben, die sich bis auf die Böden erstrecken und ein Archipel von Farben bilden, das sich mit der zentralen Rotunde verbindet. Da jeder Flügel der Fabrik einen eigenen Farbcode hat, bietet diese Zuordnung der Maschinen ein Orientierungssystem in einem völlig symmetrischen Raum. Mit dieser visuellen Referenz ist es einfach, den Arbeitsablauf zu erkennen, nachzuvollziehen und zu erklären.

Dachterrasse

Das Dach der Fabrik, das über Rampen und Treppen zugänglich ist, kann das ganze Jahr über besichtigt werden.

Von allen vier Seiten der Gebäude aus sind Besucher und Mitarbeiter eingeladen, das Gelände zu umrunden und ihren Spaziergang auf dem grünen Dach zu beenden. Eine ADA-zugängliche Rampe ermöglicht es Rollstühlen und Kinderwagen, den gewundenen Weg und das Erlebnis zu genießen, von Kiefern auf allen Seiten umgeben zu sein.

Das schräge Dach ermöglicht es den Besuchern, um das Gebäude herumzugehen und dabei die Produktionsprozesse im Inneren zu beobachten.

Öffentlicher Park

Die Wege, die vom Dach hinunterführen, setzen sich auf der anderen Seite des Gebäudes fort, wo sie zu Waldwegen werden, die sich durch den Wald schlängeln und eine farbenfrohe Route durch den Park und ins Magnor-Zentrum bilden.

Der 121 Hektar große öffentliche Park, der das Werk umgibt, ist weder umzäunt noch eingezäunt und soll nach Vestres Vorstellung von Wanderern genutzt werden, wobei auch Zelte in der Nähe des Werks aufgestellt werden können. Damit ist The Plus eine Hommage an Norwegens traditionelles „Recht auf Wanderschaft“.

In naher Zukunft wird der Park Aktivitäten für die ganze Familie anbieten, z. B. Spielplätze mit riesigen Vestre-Möbeln, Waldauditorien, Schaukeln und einen Aussichtsturm. Außerdem ist der Bau einer Brücke über den Fluss Vrangselv geplant, die das Vestre Forest Camp mit dem Stadtzentrum von Magnor verbinden soll. Jedes Objekt im Park trägt ein Gedicht von Hans Bjørli, einem der beliebtesten Dichter Norwegens, der sein ganzes Leben in dieser Gemeinde verbracht hat.

Struktur

Der Blick vom Dach zeigt, wie die vier propellerartigen Flügel der Fabrik ein wechselseitiges System bilden, das nicht nur ein Logistikzentrum, sondern auch einen strukturellen Knotenpunkt schafft. Die vier Flügel haben eine Struktur aus 21 Meter langen Querbalken aus Brettschichtholz, die flexible, stützenfreie Räume schaffen.

Ein 3 m breiter, ausgesteifter Servicekorridor beherbergt die technische Infrastruktur und sorgt für die strukturelle Stabilität der einzelnen Flügel. Durch die Verlegung von Kanälen in der Fabrikhalle können Strom, Druckluft und Belüftung für die entsprechenden Maschinen verlegt werden, so dass möglichst viel von dieser Infrastruktur verborgen bleibt.

Materialien

Das in nur 18 Monaten errichtete Gebäude besteht aus lokalem Massivholz, kohlenstoffarmem Beton und recyceltem Bewehrungsstahl und ist damit das erste Industriegebäude, das die höchste Umweltbewertung BREEAM Outstanding erreicht.

Theoretisch werden weniger als 1 % aller neuen Nicht-Wohngebäude dieses extrem hohe Niveau erreichen. Derzeit gibt es in der nordischen Region keine Industrieprojekte, die auch nur annähernd als herausragend zu bezeichnen wären. Mit diesem Projekt will Vestre zeigen, dass industrielle Projekte auch im Umweltbereich weltweit innovativ sein können.

Auf dem Dach sind 900 Fotovoltaikmodule installiert. Es wurde der richtige Winkel gesucht, um einen optimalen Wirkungsgrad der Sonne zu erreichen. Darüber hinaus werden 17 geothermische Brunnen und in die Wände eingelassene Wärmepumpen genutzt, um überschüssige Wärme aus dem Produktionsprozess aufzunehmen. Die überschüssige Wärme, die von den Solarkollektoren erzeugt wird, wird zum Heizen, aber auch für ein Kühlsystem für Brauchwasser im Produktionskreislauf verwendet, wobei 90 % des Wassers wiederverwertet werden können.

Die vier Flügel des Gebäudes sind mit einer wunderschönen Vegetation bedeckt, deren Samen aus dem nahegelegenen Wald geerntet wurden. So entsteht eine natürliche Waldvegetation, die zusammen mit den Sonnenkollektoren 250.000 Kilowattstunden erneuerbare Energie pro Jahr erzeugt. Das Plus wird 50 % weniger Treibhausgasemissionen verursachen als eine herkömmliche Fabrik.

Regenwassernutzungssysteme, Heiz- und Kühlsysteme, begrünte Dächer, Elektrofahrzeuge und viele andere Elemente tragen dazu bei, dass der Energiebedarf geringer ist als in einer herkömmlichen Fabrik.

23 Tonnen recyceltes Hydro Circal Aluminium wurden für Fassaden und Fensterrahmen verwendet. Hydro CIRCAL besteht zu mindestens 75 % aus recyceltem Aluminium aus Nach-Gebrauchs-Schrott, wie z. B. Glasfassaden und Fenstern, die von Gebäuden abgerissen wurden und vollständig recycelt werden. Aluminium kann unendlich oft recycelt werden. Ihre Qualität und ihre Materialeigenschaften gehen nicht verloren. Auch die Handläufe an den Treppen im Inneren des Gebäudes sind aus Aluminium gefertigt.

Das Gebäude hat mehr als 2.000 Quadratmeter verglaste Fassade, die bis zu 14 Meter hoch ist.

Äußere Umhüllung

Das Gebäude ist mit verkohltem Holz verkleidet, das von denselben Bäumen stammt, die für den Bau der Fabrik gefällt wurden. Dies ist auch ein subtiler Hinweis auf die lokale Geschichte. Die ersten Einwanderer, die im 17. Jahrhundert aus Finnland nach Magnor kamen, waren für ihre ertragreiche Brandrodungswirtschaft bekannt. Teile des Waldes wurden verbrannt und in die Asche wurde Getreide gesät.

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